Im Durcheinander hoher Strompreise, niedriger Einspeisungsvergütung und drohender EEG-Umlage lässt sich bei der Installation einer Photovoltaiklösung leicht der Überblick verlieren. Dazu kommen technische Fragen: Soll ich zusätzlich einen Batteriespeicher installieren? Produziert eine nach Süden ausgerichtete Photovoltaikanlage am meisten Strom? Und wieviel Watt an Leistung brauche ich wirklich? Um beim Betrieb eines Solardachs den größtmöglichen wirtschaftlichen Nutzen – sprich: das meiste Geld in der Tasche – zu haben, hilft es sich am besten schon vor dem Kauf mit ein paar grundlegenden Fakten vertraut zu machen.
Als Faustregel gilt praktisch immer: Eigenverbrauch ist wirtschaftlicher als die Einspeisung ins Stromnetz. Die Kosten für Bezugsstrom sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen und liegen laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft mittlerweile im Schnitt bei knapp 32 Cent pro Kilowattstunde. Bei einer gut eingestellte Photovoltaikanlage kostet der Strom, Investition und Betrieb mit eingerechnet, weniger als die Hälfte. Die Einspeisungsvergütung, die Sie für jede Kilowattstunde ins Netz eingespeisten Strom erhalten, liegt mit unter 7 Cent allerdings noch einmal deutlich darunter – Tendenz fallend. Wenn Sie also teuer einkaufen und darüber hinaus nicht kostendeckend verkaufen, lässt sich auch ohne komplizierte Berechnungen erkennen, dass vor allem eine hohe Eigenverbrauchsquote aus wirtschaftlicher Sicht am sinnvollsten ist.
Wichtig ist, wann der Strom produziert wird
Bei Neubau oder Dachsanierung inklusive Photovoltaiklösung sollten im ersten Schritt die Projektvoraussetzungen geklärt werden. Wie hoch ist der derzeitige Stromverbrauch? Sind Änderungen an der derzeitigen Lebenssituation denkbar, die sich auf den Stromverbrauch auswirken könnten? Planen Sie eine vollständig oder teilweise elektrische Heizung? Ist ein E-Auto vorhanden oder die Anschaffung geplant? Wenn diese Faktoren bestimmt sind, denkt man im zweiten Schritt darüber nach, wie sich die Eigenverbrauchsquote erhöhen lässt.
Eine hohe Eigenverbrauchsquote lässt sich am einfachsten erzielen, wenn man zu den Zeiten Strom produziert, in denen er auch wirklich benötigt wird. In der Regel ist der Stromverbrauch in den Morgen- und Abendstunden und in den Wintermonaten am höchsten. Eine nach Süden ausgerichtete Photovoltaikanlage produziert allerdings vor allem in den Mittags- und Nachmittagsstunden und von Mai bis September Strom. Ein immer populärerer Ansatz ist, neben der sonnenzugewandten auch die abgewandte Seite mit Photovoltaikmodulen zu belegen. Der Vorteil: Die erhöhte Aufnahme von diffusem Licht im Winter und bei Dämmerung sorgt für eine Steigerung des Deckungsanteils.
Dadurch steigt die Menge an produziertem Strom in den energieintensiven Stunden, die Bezugsstromquote fällt, während der Eigenverbrauch wiederum steigt. Vollflächige Ganzdachlösungen bieten hierbei die Möglichkeit neben der gesteigerten Wirtschaftlichkeit auch eine einheitliche Optik zu erzielen. Zusätzliche energetische Maßnahmen wie ein Batteriespeicher, eine Wärmepumpe oder eine Wallbox für Elektroautos können dabei helfen, die Eigenverbrauchsquote und damit die Wirtschaftlichkeit der Photovoltaikanlage weiter zu steigern.
Hohe Leistung ist nicht unbedingt maximaler Gewinn
Bei der Berechnung der Leistung ist es wichtig, den eigenen Stromverbrauch gut einschätzen zu können. Statista geht hier von einem jährlichen Verbrauch von 3000 bis 5000 Kilowattstunden pro Jahr für eine vierköpfige Familie aus. Vom Wohnort abhängig produziert eine Photovoltaiklösung 800-850 Kilowattstunden Strom pro Jahr (kWh p.a.) je einem Kilowatt Peak (kWp) Leistung. Theoretisch wäre also eine Photovoltaikanlage mit 5 kWp vollkommen ausreichend. In der Praxis ist aber eine deutlich höhere Spitzenleistung nötig, um den Eigenbedarf zu decken. Viele Faktoren spielen hierbei eine Rolle: die mit der Zeit abnehmende Leistungsfähigkeit der Photovoltaikmodule, geringe und diffuse Lichtverhältnisse vor allem in den Wintermonaten und ausgereizte Speicherkapazitäten in Phasen maximaler Stromgewinnung. Selbst bei weiteren energetischen Maßnahmen inklusive Batteriespeicher ist eine Eigenverbrauchsquote von 70-80 Prozent daher das realistische Optimum.
Zusammengenommen ergibt es also durchaus Sinn, zum Beispiel ein Einfamilienhaus mit einer Photovoltaiklösung ab 10 kWp aufwärts zu bestücken. Zu beachten ist hierbei, immer unter der im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegten Freigrenze zu bleiben. Diese wurde ab 2021 auf 30 kWp beziehungsweise 30.000 kWh pro Jahr angehoben. Darüber muss anteilig für jede ins Netz eingespeiste Kilowattstunde Strom EEG-Umlage abgeführt werden.
Es zeigt sich also, dass sich durch einige wenige Stellschrauben die Wirtschaftlichkeit eines Solardachs deutlich steigern lässt. Kompetente Solarunternehmen bieten darüber hinaus vor dem Kauf kostenfrei eine unverbindliche Wirtschaftlichkeitsberechnung an. Auch staatlich geprüfte Energieeffizienzexperten beraten gerne zu allen Fragen Förderung von Photovoltaikanlagen.