Verbot neuer Öl- und Gasheizungen: Kritik auch von nachhaltigen Unternehmen

Das de facto Verbot neuer Öl- und Gasheizungen hat weit über die Baubranche hinaus zu heftigen Diskussionen geführt. Enttäuschend ist allerdings, dass jahrzehntelange politische Fehler bzw. Tatenlosigkeit bei der Energiewende in Deutschland die neuen Regulierungen überhaupt notwendig erscheinen lassen. Zwar enthalten die Pläne der Bundesregierung auch positive Ideen und Vorschläge, die Umsetzbarkeit ist innerhalb der Branche jedoch mehr als umstritten.
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Dr. Stephan Tölpe

Solardach-Experte und Geschäftsführer Ennogie Deutschland GmbH

Bisher wurden Gasheizungen durch BEG und KfW mit bis zu 40% der Investitionskosten und zinsgünstigen Krediten bezuschusst. Die dadurch entstandene Lenkungswirkung muss im Rückblick als Fehlanreiz gewertet werden. Weder konnten durch den Einbau neuer Gasheizungen die Energiewendeziele annährend erreicht noch die laufenden Kosten für Mieter und Eigentümer gesenkt werden. Zudem hat die Fokussierung auf Gas als Brückentechnologie der Energiewende politische Abhängigkeiten entstehen lassen, deren Konsequenzen uns heute gnadenlos vor Augen geführt werden und die zudem schwer aufzulösen sind.

Die Novellierung der BEG Förderung, die noch in diesem Jahr verabschiedet werden soll, setzt nun neue Anreize bei der energetischen Gebäudesanierung. Die Pläne der Regierung sehen vor, jede neu eingebaute Heizung ab dem 01.01.2024 zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien zu betreiben. Dabei sind Übergangsfristen für den Umstieg auf klimafreundlichere Heizsysteme genauso vorgesehen, wie die Möglichkeit bereits installierte Öl- und Gasheizungen zu reparieren und bei Lieferengpässen auch kurzfristig auf den Einbau traditioneller Heizungen zurückzugreifen.

Die Umsetzung der Pläne sollte allerdings als zumindest ambitioniert betrachtet werden. Alternative Heizsysteme müssen produziert und eingebaut werden. Material- und Fachkräftemangel erschweren diese Aufgabe. Auch ist durch die voraussichtliche Mangellage am Markt mit hohen Kosten zu rechnen. Im letzten Jahr wurden lediglich 236.000 Wärmepumpen ausgeliefert. Zwar hat die Industrie bereits eine Verdopplung der Produktionskapazitäten angekündigt, dennoch wird in absehbarer Zukunft die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigen. Die gesamten Investitionskosten für die Wärmewende in Deutschland bewegen sich so laut Schätzungen im dreistelligen Milliardenbereich.

(links) Ennogie-Solardach / Fotografie: Brigida González (rechts) Vitramo Infrarotheizung

Positiv hervorzuheben sind die vielzähligen Wahlmöglichkeiten für Bauherren. Egal ob es sich um einen Anschluss an ein Wärmenetz, eine Biomasseheizung, eine Stromdirektheizung oder eine Solarthermieanlage handelt, grundsätzlich sind alle nachhaltigen Heizungen förderfähig, solange der Wärmebedarf eines Gebäudes damit gedeckt werden kann. Gerade im Zusammenspiel mit einer Photovoltaiklösung kann zum Beispiel eine Infrarotheizung eine bessere Wirtschaftlichkeit vorweisen als eine Wärmepumpe.

 

Die Kommunikation auf politischer Ebene bleibt dabei ein Desaster. Auf jahrelange gesetzliche Fehlstellungen folgten interne Machtkämpfe zwischen den Koalitionspartnern, die darin mündeten, dass unfertige Gesetzesentwürfe des BMWK vorab an Pressevertreter durchgesteckt wurden. Der wahrgenommene Zickzack-Kurs der Bundesregierung hat so bereits vor Verabschiedung des Gesetzpakets zu einer Verunsicherung in der Bevölkerung geführt.

Fazit

Viel früher hätte die Politik für Verbraucher positive Anreize schaffen und die Unternehmen in relevanten, nachhaltigen Industriezweigen gezielt fördern müssen. Nun muss einmal mehr der Weg über Verbote gegangen werden, um den gesetzlich vereinbarten Klimazielen im Gebäudesektor einen Schritt näher zu kommen. Zwar ist der geplante Förderumfang beträchtlich, weit höher dürften allerdings die Kosten für Eigentümer und Mieter ausfallen. Die erratische Position und Kommunikation der Bundesregierung war der Zustimmung in der Bevölkerung für die Pläne sicherlich nicht zuträglich. Dennoch gilt es nun die Situation anzunehmen und Lösungsansätze zu entwickeln, wie Klima, Verbraucher und Industrie maximal von der Gesetzesänderung profitieren können.

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