Solardach Magazin: In welcher Position sind Sie derzeit tätig Herr Birth?
Dieter Birth: Ich bin seit dem 01.01.23 im Unternehmen Ennogie angestellt und habe dort die Funktion eines Ingenieurs für Netzanschlusswesen übernommen. Das beinhaltet die Anmeldung der angefragten Aufträge und beauftragten Bauvorhaben bei den zuständigen Energieversorgungsunternehmen bundesweit. Dann Hilfestellung oder in der Regel die Übernahme der Registrierung der Photovoltaikanlagen und Stromspeicher im Marktstammdatenregister. Natürlich auch das Anmelden der Ladestellen für Elektrofahrzeuge oder E-Mobilität. Da gibt es oft Probleme und Nachfragen der Kunden: „Ja, was muss ich da reinschreiben“. Somit haben wir uns entschieden das den Kunden abzunehmen und gesagt: „Okay, wir machen das alles“.
Solardach Magazin: Was sind die größten Probleme, wenn Menschen ihre PV-Anlage in Betrieb nehmen wollen?
Dieter Birth: Also Grundsätzlich ist es so, dass wir bundesweit sehr gute Firmen haben, die einen sehr guten Vertrieb machen. Allerdings ist es so, dass der Vertrieb die eine Seite ist und die Beratung der Kunden die andere. Was muss ich als Kunde also beachten?
Ich muss erst einmal beachten, dass ich eine grundsätzliche Anfrage beim zuständigen Energieversorgungsunternehmen (EVU) stellen muss. Wenn das EVU zustimmt und sagt: „Jawoll, kein Problem“, bin ich einen Schritt weiter. Denn unabhängig von der Leistung der Anlage hat hier immer noch das EVU das letzte Wort und kann sein Veto einlegen. Danach muss ich die Anlagen, sowohl Stromspeicher als auch Erzeugungsanlagen, im Markstammdatenregister – der Einrichtung der Bundesnetzagentur, registrieren, weil dort die PV-Anlagen und Stromspeicher zentral gelistet sind. Auch vergessen viele, dass ohne eine Rückmeldung zwischen EVU und Markstammdatenregister keine Einspeisevergütung ausgezahlt werden kann.
Der Kunde selbst weiß nicht, wie er das alles machen soll. Muss er aber auch nicht, schließlich hat er ja ein Fachunternehmen beauftragt, das sich eigentlich um solche Belange kümmern sollte. Teilweise gibt es dennoch Anlagen, die schon vor über einem Jahr fertiggestellt wurden, aber nicht in Betrieb gehen dürfen, weil dort kein Zähler gewechselt wurde.
Solardach Magazin: Welchen Ablauf und realistischen zeitlichen Rahmen sollten Kunden von Photovoltaiklösungen im Kopf haben?
Dieter Birth: Also empfehlenswert ist es, den Ablauf immer grundsätzlich so zu gestalten, dass ich mir erst einmal ein Angebot von einer renommierten Firma einhole. Wenn ich die Absicht habe, eine PV-Anlage auf dem Dach zu installieren dann sollte ich mich an jemanden wenden, der das auch beherrscht. Und wenn das Angebot dann vorliegt und der Kunde sagt: „Okay, das gefällt mir“, sollte eine grundsätzliche Erstanfrage beim zuständigen Energieversorger gestellt werden. Hintergrund ist, dass im Moment sehr viele Anfragen im Bereich der erneuerbaren Energien eingehen und die Anmeldeprozesse sich sehr unterschiedlich gestalten.
Wenn wir die Möglichkeit haben, Anmeldungen über sogenannte Portale zu machen, wie es bei den großen Energieversorgern üblich ist, dann bekommt der Kunde in der Regel innerhalb einer Woche eine Einspeisezusage. Es gibt aber auch Stadtwerke, bei denen es alles über Formblätter läuft und da ist es in der Regel so, dass die Rückmeldungen von diesen Energieversorgern sich teilweise über Wochen erstreckt. Manchmal sogar über 2-3 Monate. Diese Einspeisezusage ist die Grundlage, auf der man die PV-Anlage in Auftrag geben kann. Die Anlage wird dann nach der Installation einmalig in Betrieb genommen, um die Funktion zu prüfen und zuletzt die Fertigstellung dem EVU gemeldet.
Oftmals ist ein Zählerwechsel nicht notwendig, weil die Neubauten in der Regel schon Zweirichtungszähler haben, wenn Sie aber noch einen Ferraris Zähler haben, muss dann ein Zählerwechsel beauftragt werden. Und je schneller wir dort die Rückmeldung von der Komplettfertigmeldung bekommen, können wir die Anmeldung beim EVU durchführen, den Zählerwechseltermin fertigmachen. Also da haben wir einen Zeitfaktor, der wirklich sehr günstig ist. Alles andere liegt im Ermessen des Netzbetreibers, der die Akten von oben nach unten sortiert.
Ennogie-Solardach (links) Dieter Birth, Experte für Anmeldung von PV-Anlagen (rechts)
"Das sind alles Dinge, die muss der Kunde nicht wissen, aber wenn sich deswegen die Fertigstellung einer PV-Anlage nach hinten hinauszögert, ist es leider für den Kunden sehr ärgerlich."
Solardach Magazin: Unterscheidet sich der Anmeldeprozess bei Aufdach-, Indach- oder Ganzdach-Photovoltaiklösungen voneinander?
Dieter Birth: Da es sich grundsätzlich um Dachanlagen handelt, spielt das alles keine Rolle. Es gibt lediglich Unterschiede zwischen Dachanlagen und Freiflächen, Wohngebäuden und Gewerbe. Alle diese Faktoren fließen in die Vergütung mit ein. Aber grundsätzlich werden Aufdach-, Indach-, Ganzdach- oder sonstigen Photovoltaiklösungen auf dem Dach in dieser Hinsicht gleichbehandelt.
Solardach Magazin: Wie unterstützen Sie die Kunden ihres Unternehmens bei der Anmeldung?
Dieter Birth: Sobald eine Auftragsbestätigung bei uns eingeht, erhält der Kunde ein Anmeldeformular für PV-Anlagen. Er wird gebeten uns eine Vollmacht auszustellen, mit der wir die entsprechenden Anmeldungen bei den Energieversorgungsunternehmen und die Registrierung der Planung beim Marktstammdatenregister durchführen können. Auch die Anmeldung von Wallboxen übernehmen wir dann für den Kunden. Sodass er von den Energieversorgungsunternehmen direkt eine Einspeisezusage und die Meldebescheinigung vom Marktstammdatenregister für seine Unterlagen bekommt.
Die Kommunikation läuft dabei über den bauseitigen Elektriker. Wir erfragen beim Kunden dessen Kontaktdaten und senden ihm die relevanten Informationsmaterialien zu. Wichtig ist es, auf kurzem Weg eine Kommunikationsebene aufzubauen. Weil sich aus der Erfahrung heraus sehr viele Unstimmigkeiten zwischen dem bauseitigen Elektriker und dem Errichter Firma der Photovoltaiklösung ergeben können.
Solardach Magazin: Welche Tipps können Sie Menschen mit auf den Weg geben, die gerade ihre Photovoltaiklösung ans Netz bringen zu wollen?
Dieter Birth: Den Ablauf tatsächlich so einhalten, wie ich es schon eingangs sagte: Zuerst die Anmeldung der Anlage beim EVU, dann das Abwarten der Einspeisezusage. Erst danach den Errichter der PV-Anlage beauftragen. Die Kommunikationswege stets offenhalten, sodass bei Rückfragen schnellstmöglich eine Antwort zu erwarten ist. Zeitnah Vollmachten und übersendete Formulare ausfüllen. Wenn das alles vorliegt, dann sehe ich da keine Schwierigkeiten, weil ich weiß, wie schnell das alles geschehen kann, wenn die korrekten Wege dort eingehalten werden. Weil es gibt ja auch einige EVUs die zum Beispiel eine Anmeldeplattform haben und dann die Inbetriebnahme wieder auf einer anderen Plattform. Das sind alles Dinge, die muss der Kunde nicht wissen, aber wenn sich deswegen die Fertigstellung einer PV-Anlage nach hinten hinauszögert, ist es leider für den Kunden sehr ärgerlich.
Solardach Magazin: Welche Ratschläge würden Sie gerne an Politik und Unternehmen schicken und welche Kriterien sollte der Anmeldeprozess Ihrer Ansicht nach erfüllen?
Dieter Birth: Ich wäre dafür, dass es für alle Energieversorgungsunternehmen, ähnlich wie im Marktstammdatenregister, einheitliche Portale gibt. Dort werden dann generell alle PV-Anlagen registriert, sodass man mit einer zentralen Registratur oder Anmeldeplattform arbeiten kann. Dabei ist natürlich wichtig, dass man sich auf die effektiven elektrischen Werte konzentriert. Wie groß ist die Generatorleistung? Wie groß ist die Wechselrichterleistung? Und was habe ich dort für einen Speicher bzw. was für eine Ladeeinrichtung? Das sind die Dinge, die eigentlich notwendig und auch ausreichend sind.
Um aber diesen ganzen Anmeldeprozess zu vereinfachen, braucht es auch seriöse Anlagenhersteller, die auch alles berücksichtigen, den Kunden vernünftig beraten und darauf achtgeben, dass hier auch nichts schiefgeht. Deswegen sagte ich auch eingangs: „Wir haben teilweise sehr gute Vertriebler, die aber sicherlich auch Anlagen bauen, ohne dass da an eine Anmeldung überhaupt gedacht wurde“. Eine Möglichkeit wäre es sicher, Anlagenerrichter zu zertifizieren und zu überprüfen, ob sie überhaupt in der Lage sind, die Kunden vernünftig zu beraten oder ob es sich nur um Verkäufer handelt. Da wäre es sinnvoll, dass die Politik hier ein wenig Obacht gibt und den Kunden nicht so sehr im Regen stehen lässt. Denn wie gesagt: „Verkaufen ist das eine, installieren ist das andere. Aber den Kunden umfangreich zu betreuen, das wollen wir eigentlich wirklich.“
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